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Retreat-Rückzug in die Meditation

Freitag, 7. Januar 2011

Allgemeines zum Retreat und zu Vipassana

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Günter:
Zu Beginn sei gesagt, dass die hier eingestellten Bilder von uns nicht kommentiert oder beschrieben werden. Es sind alles Fotos von unserer Meditationsausbildung, von unseren Zimmern und dem Gebäude, in dem wir gewohnt haben. Von der sehr weitläufigen Wohnanlage mit 8-eckiger, offener Übungshalle und einem kleinen Gebetshaus mit den unverzichtbaren Schlangen davor.

Allgemeines
Unser Lehrer ist kein Mönch, sondern Martin aus England, der einer der wenigen Lehrer von „Vipassana Meditation“ in Europa ist. Unterstützt wird er dabei von seinem Assistenten Peter aus Deutschland, der zurzeit 6 Monate Retreat im Chom Tong Kloster in der Nähe von Pai absolviert und der Martin bei „den Deutschen“, also bei Katharina und mir, sprachlich unterstützen soll.

Was ist Vipassana Meditation überhaupt?
Es ist die älteste Form der Meditation und wurde von Buddha selbst vor 2500 Jahren wieder entdeckt und praktiziert. Woher diese Technik ursprünglich kommt, ist nicht nachvollziehbar. In den „Lehren des Buddha“ wurde diese Meditationsform aufgeschrieben und so überliefert. An dieser Stelle sei noch einmal gesagt, dass von Buddha nicht der Begriff Buddhismus stammt. Es gibt lediglich „Lehren von Buddha“, von denen er gesagt hat, diese sollen geändert werden, wenn die Menschen bessere Formen und Wege finden.
Vipassana bedeutet „die Dinge zu sehen, wie sie wirklich sind“. Buddha selbst lehrte es als „eine Kunst zu leben“. Vipassana ist eine für jeden Menschen frei zugängliche Mediationstechnik und hat nichts mit Religion oder Weltanschauung zu tun, sondern dient der Beseitigung geistiger Unreinheiten und führt letztendlich zur vollkommenen Befreiung des Geistes. Es ist nicht, wie manchmal behauptet wird, ein Mittel zur Heilung von Krankheiten.
Vipassana ist ein Weg der Selbstveränderung durch Selbstbeobachtung. Dabei liegt der Schwerpunkt auf der engen Wechselbeziehung zwischen Körper und Geist, die durch trainierte, auf die körperlichen Empfindungen gerichtete Achtsamkeit auf direktem Wege erfahren werden kann. Diese Empfindungen bestimmen das Leben des Körpers, beeinflussen einander im ständigen Wechselspiel und konditionieren den Geist. Die auf eigene Beobachtung gründende, selbst erforschende Reise zu dem gemeinsamen Ursprung von Geist und Körper, löst die geistigen Unreinheiten auf und führt zu einem ausgeglichenen Geist voller Liebe und Mitgefühl.
Die Naturgesetze, die unser Denken, unsere Gefühle, unsere Urteile und Empfindungen steuern, werden klar. Durch direkte Erfahrung versteht man, wie man Fortschritte macht und wann man wieder zurückfällt, wie man Leiden schafft oder sich davon befreit. Das eigene Leben wird bestimmt durch gesteigerte Achtsamkeit, das Durchschauen von Illusion und Täuschung, größere Selbstkontrolle und inneren Frieden.
Soviel zur Theorie und Erklärung des Begriffes. Vielen unserer Leser wird klar sein, dass uns das natürlich sehr interessiert hat. Daher haben wir unsere Planung für Indochina über den Haufen geschmissen und uns für die Basisausbildung angemeldet. Etwas Basiswissen haben wir aus dem Internet bekommen, wie das Ganze in der Praxis abläuft ist uns recht unklar.
Start ist der 27.12.2010, der Kurs geht bis zum 10.01.2011. Somit ist klar, dass wir Silvester 2010 / 2011 um 22 Uhr schlafen müssen – frohes neues Jahr.

Die Meditationsanlage liegt auf einem Gelände mit Gästehäusern in der Nähe von Pai, wie wir sie schon aus Nepal kennen.
Rundum war der Rahmen für die 15 bis 21 Tage gut, der Zeitplan und der Ablauf des Kurses waren für uns dann auch schon die erste Überraschung.
Der Tag beginnt mit dem Weckgong um 4 Uhr morgens, anschließend ist bis zum Frühstück um 6 Uhr Meditation angesagt. Nach dem Frühstück wird bis zum Mittagessen um 11 Uhr weiter meditiert. Nach 12 Uhr Mittags darf keine feste Nahrung mehr gegessen werden. Da das Essen um 11 Uhr die letzte Mahlzeit für den Tag ist, geht es nach einer kurzen Mittagspause weiter mit Meditationen bis etwa 21 Uhr abends. Dann ist ab 22 Uhr schlafen gehen angesagt. Die folgende Nacht ist eh kurz genug.
Irgendwann am Tag gibt es noch ein Gespräch mit dem Lehrer, das Reporting oder die Morgenbesprechung, um Fragen zu klären, über Techniken zu reden und neue Übungen zu lernen.
Ein wesentlicher Bestandteil dieser Ausbildung ist die „Edle Stille“, es soll nicht gesprochen werden. Davon ausgenommen sind lediglich die Gespräche mit dem Lehrer und organisatorische Fragen. Diese Stille einzuhalten, ist für mich am Schwersten. Viele werden jetzt sagen, der Günter redet sowieso immer viel, das ist aber nicht der Punkt. Jeder, der nicht glaubt wie schwer das ist, sollte es einmal an einem freien Tag versuchen.
Männer und Frauen werden übrigens getrennt, auch Ehepaare, da gibt es keine Ausnahmen. Also bekamen Katharina und ich jeder ein einzelnes Zimmer. Wir schliefen zwar in benachbarten Zimmern, enger Kontakt wie miteinander sprechen oder den anderen anfassen soll allerdings unterbleiben.
Die Meditation teilt sich in drei Übungen auf:
Erstens die „Achtsame Verbeugung“, zweitens die „Gehmeditation“ und drittens die „Sitzende Meditation“. Für alle 3 Übungen gibt es feste Abläufe, auf deren strikte Einhaltung die Lehrer achten. Die präzise Abfolge von Bewegungen, die fließende Abstimmung von Händen und Füßen mit dem gesprochenen Wort zeigen, ob die Übungen perfekt ausgeführt werden. Am Anfang werden die Übungen jeweils 10 Minuten ausgeführt, dann steigert sich die Zeit täglich um 5 Minuten bis zu einer Gesamtlänge von einer Stunde. Die „Achtsame Verbeugung“ bleibt zeitlich immer gleich und dauert etwa 10 Minuten. Damit wird eine Meditationszeit am Ende von etwas über 2 Stunden angestrebt.
Es gibt 7 Grundregeln für die Teilnahme am Retreat oder Basiskurs:
1. kein lebendes Wesen zu töten;
2. nicht zu stehlen;
3. sich jeglicher sexueller Aktivitäten zu enthalten;
4. nicht zu lügen;
5. keine Rauschmittel irgendwelcher Art (einschl. Tabak und Alkohol) zu sich zu nehmen;
6. keine Nahrung nach 12 Uhr mittags zu sich zu nehmen;
7. auf sinnliche Vergnügungen und Körperschmückungen zu verzichten;
8. nicht in übertrieben weichen oder luxuriösen Betten zu schlafen;

Wir sind sehr gespannt.
Für heute soll dieser Einstieg erst einmal reichen, in Kürze folgen dann die Beschreibungen unserer Erlebnisse.

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